Die Diskussion darüber, ob man nun besser native Apps, Web Apps, Smart Apps oder mobile Webseiten machen sollte, ist in vollem Gange. Viele schlaue Menschen haben dazu bereits ihr Statement abgegeben. Hier mal eine kleine Auswahl:
* Vic Gundotra (VP engineering, Google): “Even Google was not rich enough to support all of the different mobile platforms from Apple’s App Store to those of BlackBerry, Windows Mobile, Android, and the many variations of the Nokia Platform.”
* Andy Budd (CEO, Clearleft): “The idea that apps are the future is wrong.”.
* Jan Webering (CEO, Yoc): “Apps sind tot, und die App Stores von heute sind die Bookmark-Listen von morgen.”
Und während ich mich langsam damit anfreunde, dass wir auf mobilen Geräten zukünftig mit einem Ansatz arbeiten werden (HTML5), bei dem wir nicht für jedes neue Geräte eine neue Technologie lernen müssen, stirbt ganz nebenbei und leise die Idee der Desktop-Software. Denn Desktop-Software ist wie eine native App:
* Software, die auf Scheiben oder in Web-Installationen gepresst wird, damit ihre Anwender diese auf ihre Geräten fest installieren und damit arbeiten können.
* Software, die oft einen regelmäßigen Wartungsaufwand erzeugt, der mit dem eines handelsüblichen Mittelklassewagens vergleichbar ist.
* Software, die nur ortsgebunden mit dem jeweiligen Gerät genutzt werden kann.
* Software, die uns durch Upgrades in Verbindung mit ungünstigen Ab- bzw. Aufwärtskompatibilitäten in den Wahnsinn treiben kann.
* Software, die auf oft auf teure proprietäre Technologie aufsetzt.
* Software, die oft unsere Daten, unsere Arbeitsabläufe und einen Teil unseres Lebens an die Blechkiste kettet, die unter unserem Schreibtisch steht oder die in unserer Hosentasche steckt.
Ich bin davon überzeugt, dass Microsoft und Google ihre Wette auf HTML5 gewinnen werden. Das Web mit seiner Technologie ist momentan der einzige Ausweg aus dem Chaos von digitalen Geräten und deren Plattformen. Es ist aus meiner Sicht der einzige Weg um auch zukünftig ein Stück vom digitalen Kuchen abzubekommen.
Desktop-Software beginnt in der Bedeutungslosigkeit zu versinken. Ähnlich wie es vor wenigen Jahren mit analogen Kameras passierte.
Was bedeutet das für mich als UX Designer? Bis Gestern habe ich User Interfaces für statische und kontrollierbare Systemumgebungen (im wesentlichen Geräte mit Maus und Tastatur) gestaltet. Ab Morgen werde ich User Interfaces konzipieren, die die vielen unterschiedlichen Zugängen zum Web (Mobile, Web, Desktop, Tangible, …) berücksichtigen werden. Ich werde viel mehr zu tun und mehr Abwechslung haben … und UX Design wird durch diesen Wandel eine weitere strategische Aufwertung erfahren. Schöne Zeiten in Sicht. 🙂